Vom Ernten und Teilen
Screening & Impuls, 23.11.2023
Harvesting und Sharing waren nicht nur zwei wichtige Konzeptbegriffe der vergangenen documenta15 in Kassel, sie sind auch Grundpfeiler einer sozialen Praxis des Commoning – die auch vom Ernten und Teilen des gemeinsam erarbeiteten Wissens konstituiert wird. Sie sind außerdem gelebte, vergemeinschaftete Realität. Und wo? Ganz wörtlich genommen in konkreten Projekten der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi).
Lernen von Agrarutopien: Sich mit dem Konzept der Solidarischen Landwirtschaft zu beschäftigen ist erkenntnisreich. SoLaWis sind nachhaltige und alternative Formen unser existenziellen Lebensmittelproduktion und -versorgung. Diese Bewegung wirft ein neues Licht auf die Art und Weise, wie wir Nahrungsmittel anbauen, verteilen und konsumieren. Solidarische Landwirtschaft schafft eine enge Beziehung zwischen Landwirt*innen und Verbrauchenden, bei der beide Gruppen gemeinsam die Verantwortung für die Erzeugung und Verteilung von Lebensmitteln und für ein Gemeingut übernehmen. Dieses Konzept lässt sich aber nicht bloß für die Landwirtschaft denken. Es geht um Wertschätzung, Liebe und Gemeinschaft.
ERNTE TEILEN erzählt die Geschichte von Landwirt*innen, die dem Wachstumszwang unseres Systems etwas entgegensetzen und aus den Strukturen der konventionellen Landwirtschaft ausbrechen. Filmemacher und Aktivist Philipp Petruch begibt sich mit dem Film auf eine Reise zu drei SoLaWi-Initiativen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Sie verbindet ein klares Ziel: Mit Hilfe von Gemeinschaften schaffen sie einen lokalen Versorgungskreislauf nach den Werten von Ökologie und Gemeinwohl. Mit Mut, Gemeinschaftssinn und einem neuen Verhältnis von Konsument und Produzent können wir die Landwirtschaft verändern. Und ein kleines Stück die Welt.
Wenn wir das Prinzip von SoLaWi auf andere Wirtschaftsbereiche übertragen könnten, dann könnten wir uns einen Großteil der Ressourcenverschwendung einfach sparen. Weil es einfach wirklich effektiv ist. Nur das machen, was man auch wirklich braucht und was man ausgibt - das finde ich einfach super genial!
Boris Laufer, SoLaWi Hof Apfeltraum, Müncheberg
Die Auseinandersetzung mit dem Konzept der Solidarischen Landwirtschaft und dem Prozess den Commoning eröffnet neue Denk- und Handlungsräume und letztendlich die Möglichkeit, neue Ansätze zur Lösung globaler Herausforderungen in den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt und Wirtschaft zu entwickeln. Diese Projekte sind ein wichtiges Praxismodell für die Agrarwende. Der Film ERNTE TEILEN lässt uns gleichzeitig darüber nachdenken, welche Übertragbarkeiten solche Modelle für alternatives Wirtschaften bereithalten. Sie verdeutlichen, wie die Zusammenarbeit zwischen Produzierenden und Verbrauchenden in einem solidarischen Rahmen eine transformative Kraft für eine nachhaltigere und gerechtere Wirtschaft entfalten kann.
Die Filmvorführung wird vom Verein Neue Allianzen moderiert und findet in der Molkerei in Friedrichhain statt. Begleitet wird der Abend von einem Impuls der Anthropologin Eva Kirmes. Die Gastgeber*innen und die Besucher*innen schließen den Abend in einer lockeren Gesprächsrunde. Für eine gute Organisation des Abends wird um eine formlose Anmeldung via E-Mail gebeten.
ERNTE TEILEN, D 2023
Regie: Philipp Petruch
Kamera: Kevin Schaub
Schnitt: Kamil Goerlich
Ton: Andreas Nesic
Produktion: Marlene Rudolff
Farben: Johannes Rudloff
Grafik: Julian Schöll
Musik: Affen
Web: Ricarda Pfaffenbichler
Projekt: Thomas Klient-Rippel
Funding: Alexa Brosius, Lukas Dörrie, Alina Gombert
Finanzierung: Crowdfunding via Startnext und Gefördert von der Rentenbank
Drehorte: Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
- ERNTE TEILEN (D, 2023) am 23. November 2023
- Molkerei, Niederbarnimstraße 10, 10247 Berlin
- Einlass ab 19.00 Uhr, Filmstart 19.30 Uhr